Microsofts neue Open Source-Initiative: „Ein Pakt mit dem Teufel“

Analysten sehen ein Foul-Spiel: Erweiterter Zugriff auf den Windows CE-Quellcode sei gar nicht erweitert, für Veränderungen kassiert der Redmonder Konzern

Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) hat gerade eine Erweiterung seiner Shared Source Initiative – genannt Windows CE Shared Source Premium Licensing Program (CEP) – mitgeteilt. Damit sollen Chiphersteller und Systemintegratoren erstmals einen vollständigen Zugang zum Windows CE Quellcode erhalten. Alle Lizenznehmer hätten die Möglichkeit, den Code zu modifizieren. Doch Analysten winken ab – wirklich neu sei an dem Programm kaum etwas. Und wenn, dann zum schlechteren für die Teilnehmer an dem Programm.

„Die Hersteller haben doch sowieso schon Zugriff auf den Quellcode sowie die Möglichkeit zur Modifikation gehabt“, äußerte sich beispielsweise Directions-Analyst Paul DeGroot. „Daran ist absolut nichts Neues.“ Scott Horn, Marketing Director von Microsofts Embedded Device Division, widersprach aber natürlich: Der frühere Zugriff „hat nicht das ganze Windows CE abgedeckt“. Nun aber „bekommen unsere Partner so ziemlich den kompletten Quellcode.“

Aber der eigentliche Streit geht um die Details des CEP: In der ursprünglichen Fassung war es Entwicklern erlaubt, den Code zu verändern und eigene Geräte damit zu bestücken. In der neuen Version gehören die Modifikationen zum Teil Microsoft, das dafür dann sogar Lizenzgebühren verlangen darf.

Dabei unterscheidet das Softwareunternehmen in zwei Kategorien: Veränderungen an CE, die das Betriebssystem verbessern sollen und Veränderungen, die die Geräte des Herstellers von anderen unterscheidbar machen sollen. Im zweiteren Fall kann der Hersteller sein Gerät sechs Monate lang exklusiv vermarkten. Danach fällt das Recht auf die Modifikationen an Microsoft, dass dafür Lizenzen vergeben darf. Das bedeutet, dass auch andere Hersteller die Modifikation aufgreifen dürfen, dafür aber Gebühren an Redmond abführen.

„Das ist unglaublich. Das ist patentrechtlich zumindest unfair“, urteilte der IDC-Analyst Roger Kay. „Es ist als ob die Hersteller die Arbeit für Microsoft machen und dafür nicht bezahlt werden. Schlimmer: Sie bezahlen dafür, die Arbeit machen zu dürfen. Schließlich müssen sie nach wie vor Lizenzgebühren für den Einsatz des Betriebssystems abführen.“ Kay zeigte sich schockiert: „Das ist ein Pakt mit dem Teufel.“

Themenseiten: Business

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Microsofts neue Open Source-Initiative: „Ein Pakt mit dem Teufel“

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *